Wireless LAN im 5GHz-Band
Man beginnt gerade, das 5GHz-Band für Wireless LAN zu erschliessen. Allerdings sind die Standards darin noch nicht vollkommen festgelegt und verschiedene Firmen versuchen ihre Interessen durchzusetzen.
Ursprünglich war der 5 GHz-Bereich in Europa für
HiperLAN/2 reserviert. Aufgrund der Marktsituation und der Lobbyarbeit der Hersteller wäre inzwischen
11a mit den beiden Zusätzen
11h und
11j auch in Deutschland zulassungsfähig. Allerdings sind diese Geräte dafür noch nicht verfügbar (März 2003). Reine 11a-Geräte (ohne 11h und 11j) sind unter starken Restiktionen zwar auch zugelassen,
allerdings sind die Restiktionen gravierend.
Wie soll sich der Verbraucher dazu verhalten?
Im Wesentlichen hat er fünf Optionen:
Technisch der am weitesten entwickelte Standard. Allerdings auch der mit der unsichersten Zukunft (obwohl
Panasonic schon HiperLAN/2-Prototypen auf der CeBIT 2002 gezeigt hat). Ich denke HiperLAN/2 kommt - früher oder später.
- Vorteile:
- große Bandbreite 54MBits
- gute Flächenabdeckung (8 nicht überlappende Frequenzen)
- Schnittstellen zu UMTS und ATM
- hohe Performance
- Nachteile:
- kein 'Ad-hoc'-Betrieb möglich
- kein potenter Hersteller
- europäische Norm, daher wenig Chancen in den USA
- bestenfalls langfristig erhältlich
- 802.11a 'pur' (d.h. ohne die Erweiterungen 11h und 11j)
Ist 1:1 die verfügbare Technik aus den USA. Ist verfügbar, aber auch mit diversen Nachteilen behaftet. Zusätzlich ist dieser Standard in Deutschland
nur mit massiven Restiktion zugelassen (sprich: durch die geringe zugelassene Sendeleistung ist die Reichweite sehr gering), so dass sich diese Technik nur für besonders ungeduldige rentiert.
- Vorteile:
- große Bandbreite 54MBits
- verfügbar
- potente Hersteller
- 'Ad-hoc'-Betrieb möglich
- Nachteile:
- schlechte Performance
- schlechte Flächenabdeckung, da nur drei Kanäle genutzt werden dürfen
- schlechte Interoperabilität
- in Europa geringe Sendeleistung
- aufwendige Integration in Weitverkehrsnetze und Mobilfunknetze
- Datenpriorisierung nicht möglich
- 802.11a mit den Erweiterungen 11h und 11j
Dies ist der 11a-Standard mit zwei Anpassungen aus dem HiperLAN/2-Standard, um von den europäischen Regulierungsbehörden für höhere Leistungen und einen grösseren Frequenzbereich zugelassen zu werden. Je nachdem, wie viel Vorsprung diese Norm vor HiperLAN/2 und 11g hat, könnte dieser Standard mittelfristig das Rennen machen. Inzwischen gibt es von
Lancom erste AccessPoints mit einer uneingeschränken 5GHz-Zulassung in Deutschland! Mit diesen AccessPoints kann man 19 nichtüberlappende Frequenzen nutzen!
- Vorteile:
- große Bandbreite 54MBits
- potente Hersteller
- gute Flächenabdeckung
- 'Ad-hoc'-Betrieb möglich
- Nachteile:
- schlechte Performance
- nur die notwendige Interoperabilität
- noch nicht verfügbar
- aufwendige Integration in Weitverkehrsnetze und Mobilfunknetze
- Datenpriorisierung nicht möglich
Dieser Standard arbeitet im 2,4GHz-Band und ist relativ neu (wurde erst im Juni 2003 endgültig verabschiedet). Aber er könnte gerade durch seine Abwärtskompatibilität (
802.11b und 2,4GHz-Antennnen) noch zu einem Joker gegenüber den anderen Alternativen werden.
- Vorteile:
- große Bandbreite (bis zu 54MBits)
- potente Hersteller
- Abwärtskompatibilität zu 802.11b
- 11b-Antennen sind wiederverwendbar
- 11b-Zellen können übernommen werden
- mit 11b grosse installierte Basis und Infrastruktur (HotSpots)
- Nachteile:
- genauso schlechte Flächenabdeckung wie 11b
- lange Zeit nicht endgültig ratifiziert, daher eventuell Probleme zwischen verschiedenen Chipsätzen, die bereits vor der endgültigen Ratifizierung in Serie gegangen sind
Obwohl der Standard lange Zeit noch nicht endgültig verabschiedet war, sind schon vor der Ratifizierung erste 11g-Komponenten im Frühjahr 2003 auf den Markt gekommen. Die Chipsatzhersteller (z. Zt.
Broadcom und
Intersil) gingen damals davon aus, dass alle Änderungen, die das Standardisierungsgremium für 802.11g noch beschliessen wird, über Firmware-Upgrades in den Karten implementiert werden könnten - ob diese Vermutung zutrifft, wird man in den nächsten Monaten herausfinden: die ersten Firmwareupgrades sind nach der Ratifizierung schon angekündigt (Stand Juni 2003).
'Pre-11g-Produkte' mit gleichem Chipsatz sollten in der Regel zusammenarbeiten - aber auch darauf ist kein Verlass.
Die 'grossen' Netzwerkausrüster
3Com und
Cisco warten den definitiven Standard ab, und werden erst dann Produkte zum 11g-Standard auf den Markt bringen - kleinere, vor allem aus Korea und Taiwan stammende Hersteller versuchen daher bereits jetzt, möglichst schnell die entsprechende 'Marktnische' zu besetzen.
Erste reale
Vergleichstest von Intersil zur Reichweite und Geschwindigkeit von
IeEE80211a und
IeEE80211g.
Zeichnen sich als 'Silberstreif am Horizont' für die überforderten Nutzer ab
Scherz beiseite: auf der CeBIT 2003 wurden von mehreren Herstellern Kombikarten vorgestellt, die die Standards
802.11a und
802.11g - und mit 11g auch die Abwärtskompatibilität zu
802.11b - in sich vereinen.
- Vorteile:
- alle Vorteile von 11a und 11g vereint
- egal, wo man hinkommt, man hat immer den 'richtigen' Standard parat
- Nachteile:
- eventuell sehr hoher Stromverbrauch
Auch Chipsätze für Kombikarten mit HiperLAN/2 und 11a bzw. 11g liegen bei den Chipherstellern 'in der Schublade', je nachdem ob und wie sich HiperLAN/2 noch etabliert.
Fazit
Letztendlich hängt die Frage, ob man
802.11a nutzen will, davon ab, welche Vorteile des 5GHz-Bandes einem besonders am Herzen liegen, und wie schnell sich die Alternativen von 11a 'pur' (i.e. 11g und 11a mit mehr Kanälen) marktreif werden. Gerade
802.11g ist eine echte Alternative (bessere Reichweite, abwärtskompatibel, stabilere Funkverbindung) im SoHo-Bereich.
Enterprise-Installationen haben nach wie vor ein enormes Interesse an mehr nicht überlappenden Kanälen, die ihnen nur 11a mit Vollzulassung erlaubt.
--
Stephan Pietzko, Andreas Kalkbrenner - 7. Jul. 2003
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WlanStandards }